Stellshagen: Anwohner bauen eigenes Heizwerk

Der erste Schritt ist getan: Die Leitung für das neue, CO2- neutrale Heizwerk in Stellshagen liegt in der Erde. "Es war eine einmalige Chance, dass die Dorfstraße ausgebaut wird. Da haben wir das Rohr gleich mitverlegen lassen", sagt Architekt Christian Müller-Menckens. Er plant das Projekt im ehemaligen Pferdestall. Der liegt zentral und beherbergt zurzeit noch ein paar Landmaschinen. Doch schon bald soll dort Technik fürs Verarbeiten von Holzhackschnitzeln installiert werden. Die Planungen gehen in die heiße Phase, sodass im Frühjahr beziehungsweise Sommer die Arbeiten beginnen können. Vorgesehen ist, dass mit der nächsten Heizperiode etliche Häuser im Dorf mit der eigenen Wärme versorgt werden. Dafür hat eine Interessengemeinschaft der Anwohner extra eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) gegründet, die die Anlage betreibt. "Es machen fast alle Eigentümer mit, deren Grundstücke oberhalb des Dorfplatzes liegen", freut sich Christian Müller-Menckens. Andere seien noch am überlegen. Durch die neue Leitung ist die Möglichkeit geschaffen worden, dass jeder einen Anschluss bekommen kann – wenn er denn will. Gezwungen wird natürlich niemand. Diejenigen, die sich anschließen (zurzeit sind es 15), können dann ihre Flüssiggasbehälter aus den Vorgärten verschwinden lassen und sich über ihre eigene Wärmeerzeugung freuen. Damit sind sie unabhängig von den Preisen der großen Konzerne. "Man hat zwar ein bisschen mehr Arbeit mit den Holzhackschnitzeln, aber der Aufwand lohnt sich. Die Differenz zum Mineralöl und Gas ist nach wie vor erheblich", weiß der Architekt, der eine dieser Holzhackschnitzelheizung bereits im Dorf installiert hat: Im Biohotel Gutshaus Stellshagen, das damit die Energiekosten um etwa ein Drittel senken konnte. Früher ist das Anwesen mit Gas betrieben worden und da es keinen Erdgasanschluss gab, mussten regelmäßige Lieferungen erfolgen. Deshalb hat sich Chefin Gertrud Cordes für ein Rapsölblockheizkraftwerk mit integrierter Holzhackschnitzelheizung entschieden, das nicht nur das Hotel versorgt, sondern auch einen Teil der erzeugten Energie in das Gesamtnetz einspeist. "Das Biohotel hat eine maximale Leistung von 200 Kilowatt, wofür etwa 450 Kubikmeter Holzhackschnitzel benötigt werden. Das neue Heizwerk liegt zwischen 150 und 200 kW und bräuchte deshalb ungefähr genauso viel Material", erklärt Christian Müller-Menckens mit Blick auf die nötige Lagerkapazität, die etwa das Volumen von einem kleinen Einfamilienhaus hat. Das Material unterzubringen, sei jedoch kein Problem, "da bereits eine Halle für die Zwischenlagerung auf dem Gelände des Gutshauses vorhanden ist". Das Holz zu bekommen, das man für die Energie-Gewinnung verarbeiten kann, ist nach Aussage von Christian Müller-Menckens kein Problem. "Es handelt sich ja in erster Linie um Schwachholz, das ohnehin bei der Pflege des Waldbestandes anfällt, das sind unter anderem krumme Stämme oder Äste. Da ist die Forst froh, überhaupt einen Abnehmer zu finden." Um das Ganze zu zerkleinern, bräuchte man lediglich einmal im Jahr eine Hackmaschine, mit der dann der Vorrat für eine Heizsaison geschaffen wird.

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